Was sind die Schlüsselwörter bzw Hauptargumente der jeweiligen Abschnitte? Tragen Sie Ihre Antworten in die jeweils ersten Textfelder ein und vergleichen Sie sie mit den Modellantworten.

I

Hohe Produktivität — günstige Steuersätze

Irland als attraktiver Unternehmensstandort - gerade auch für den Mittelstand

Hohe Produktivität und günstige Steuersätze - welcher deutsche Unternehmer wird bei diesen Stichworten nicht hellhörig?
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Suche nach unerschlossenen Potentialen von entscheidender Bedeutung. Ein wesentliches Element bei dieser Suche  ist die Frage der Standortwahl, bzw. der Verlagerung von Unternehmensteilen.
Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass bei Standortentscheidungen auf internationaler Ebene alleine der Blick auf möglichst niedrige Steuersätze, oder alleine auf möglichst niedrige nominale Lohnkosten nicht den gewünschten Erfolg bringt. Die Thematik ist wesentlich komplexer und nur dann, wenn ein Standort eine ganze Reihe von entscheidenden Vorteilen bietet, kann man davon ausgehen, dass sich der Schritt ins Ausland an einen neuen Standort auch wirklich lohnt.

II

Hintergrund

Aus deutscher Sicht wird Irland immer noch in erster Linie mit Begriffen wie „Dublin Docks", „Finanzierungs-„ und „Leasinggesellschaften"  in Verbindung gebracht. Dass Irland jedoch ein äußerst attraktiver Standort für ein breites Spektrum unternehmerischer Aktivitäten ist, zeigt die Tatsache, dass z.B. in den vergangenen Jahren mehr als ein Viertel der gesamten US-amerikanischen Direktinvestitionen in Europa nach Irland geflossen sind. Schwerpunktmäßig handelt es sich hierbei um Unternehmen der IT Branche, was im Endeffekt dazu geführt hat, dass Irland nach Angaben der OECD („Information Technology Outlook 2000") im Jahr 2000 zum weltweit größten Exporteur von Computer Software aufgestiegen ist. Dass dieser positive Trend langfristig gesehen anhalten wird, wird durch einen aktuellen Bericht der OECD unterstrichen, der prognostiziert, dass Irland in den kommenden Jahren das stärkste Beschäftigungswachstum der industrialisierten Welt erfahren wird. Nach den USA und Großbritannien sind deutsche Unternehmen die größte Investorengruppe am Standort
Irland und laut einer Studie der Deutsch-Irischen Außenhandelskammer (AHK), bewertet ein Großteil der bereits in Irland niedergelassenen deutschen Unternehmen den Standort Irland positiv, beabsichtigt seinen Investitionsumfang zu erweitern und würde den Standort Irland weiter empfehlen. Was sind also die entscheidenden Aspekte, die zu diesem Ergebnis führen?

 

III

Unternehmensbesteuerung

Die günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen waren in der Vergangenheit zweifelsfrei der größte Pluspunkt für Irland und daran wird sich auch auf absehbare Zeit wohl kaum etwas ändern. In der Vergangenheit galt für Investitionen in bestimmten Regionen Irlands und für bestimmte Arten wirtschaftlicher Tätigkeiten ein bevorzugter Körperschaftsteuersatz von 10%. Da dieser niedrige Steuersatz deutlich unter dem durchschnittlichen europäischen Steuerniveau lag und zudem nicht einheitlich allen Unternehmen offen stand, wurde hierin auf europäischer Ebene ein Akt von Diskriminierung gesehen und darüber hinaus die irische Steuerpolitik als unfairer Steuerwettbewerb eingestuft. Als Reaktion darauf wurde ein einheitlicher Körperschaftsteuersatz (für alle Unternehmen mit aktiven gewerblichen Einkünften, egal welcher Art) in Höhe von 16% ab 1.1.2002 und 12,5% ab 1.1.2003 beschlossen. Im typischen Fall gründet die deutsche Muttergesellschaft eine Tochtergesellschaft in Irland (in der Regel eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung — „Limited Company" — welche im Übrigen innerhalb von zehn Arbeitstagen im irischen Handelsregister eingetragen werden kann). Die von der irischen Tochtergesellschaft erwirtschafteten Gewinne werden mit 12,5% Körperschaftsteuer belastet (keinerlei zusätzlichen Belastungen wie etwa Gewerbesteuer, oder Solidaritätszuschlag) und stehen dann zur weiteren Verwendung zur Verfügung. Werden die Gewinne also zunächst in der irischen Tochtergesellschaft belassen, steht erheblich mehr Liquidität zur Verfügung, um daraus z.B. Wachstum in Irland selbst zu finanzieren, als dies der Fall wäre, wenn die gleichen Gewinne in Deutschland erwirtschaftet und besteuert worden wären.
In vielen Fällen wird die deutsche Muttergesellschaft jedoch daran interessiert sein, über die liquiden Mittel verfügen zu können, die in Irland erwirtschaftet wurden. Diesem Verlangen kann entsprochen werden, da dieser Vorgang nur relativ geringe steuerliche Konsequenzen nach sich zieht. Im klassischen Fall einer 100% Tochtergesellschaft erfolgt die Ausschüttung der irischen Gewinne in Form von Dividenden an die deutsche Mutter ohne Abzug von Kapitalertragsteuer und auf der Ebene der deutschen Mutter werden die Dividenden nach deutschem Steuerrecht von der Körperschafsteuer zu 95% freigestellt. Somit stehen auf Ebene der deutschen Muttergesellschaft immer noch liquide Mittel zur Verfügung, die im Vergleich zu in Deutschland erwirtschafteten und besteuerten Gewinnen mit weit weniger als der Hälfte an Steuern belastet sind (unter Berücksichtigung von deutscher Gewerbesteuer — je nach Hebesatz - und Solidaritätszuschlag).

 

IV

Alternativ kann eine deutsche Körperschaft statt der Gründung einer Tochtergesellschaft auch eine Betriebstätte in Irland begründen, die den gleichen günstigen Steuersätzen unterliegt. Bei der Übertragung der erwirtschafteten Mittel von der irischen Betriebstätte nach Deutschland wird weder Kapitalertragsteuer, noch deutsche Körperschaftsteuer ausgelöst. Die deutsche Gesellschaft verfügt somit über Mittel, die mit 12,5% irischer Körperschaftsteuer im Vergleich zu ca. 38% deutscher Steuer (je nach Gewerbesteuerhebesatz) für in Deutschland erwirtschaftete Gewinne belastet sind.

 

Fortsetzung des Texts in der nächsten Übung