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"Männer müssen Karriere machen, Frauen dürfen es"

Mitarbeiterinnen fehlt noch zu oft das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis, mit dem ihre Kollegen Führungspositionen anpeilen

Von Beate Henes-Karnahl

1 Erftstadt - Manager dominieren nach wie vor die Eckzimmer der Macht, in denen die Fäden im Business gezogen werden. Aber zunehmend werden die Frauen in verantwortlichen Positionen präsenter. Der Anteil der Frauen im Management, insbesondere im Middle Management, ist nämlich kräftig angestiegen, wie die Hamburger Professorin Sonja Bischoff belegt.

 

3 Woran hapert es, dass nicht mehr Frauen verantwortliche Aufgaben in der Wirtschaft haben? Die Hamburger Professorin Sonja Bischoff, Autorin von "Männer und Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft in Deutschland - Neuer Blick auf alten Streit" (Verlag Bachem, 168 S., 48 Mark), weiß, warum: "Der Grund ist darin zu suchen, dass noch bedeutend weniger Frauen als Männer karriereorientierte Studiengänge wählen."

 

5 Die Unternehmen stellen sogar überproportional mehr Frauen ein, als diese karriereorientierte Fächer mit Erfolg absolviert haben, nämlich 27 Prozent. Aus diesem Grund ist für Sonja Bischoff auch die häufige Feststellung, dass es so wenige Frauen im Management gibt, zwar faktisch richtig, aber dennoch nicht ganz zutreffend. Denn entsprechend ihrem Anteil am Führungsnachwuchs erklimmen die Frauen, die dies wollen, auch die Karriereleiter.

 

7 Außerdem erfährt Sonja Bischoff immer wieder auch durch ihre Studentinnen und Studenten: "Frauen fehlt das Selbstverständnis der Männer, in eine Führungsposition zu kommen." Die Professorin ist ob dieser Tatsache sogar eher überrascht, "dass doch so viele Frauen in Führungspositionen gelangen".

 

9 Den Grund, warum das so ist, weiß die Hamburger Professorin: "Frauen haben eben ganz andere Möglichkeiten, ihre Leben zu leben als Männer." Und sie pointiert: "Frauen haben eben die Wahl, selbst Karriere zu machen oder einen Karrieremann zu heiraten." Genau diese Wahlsituation hat eben der Mann nicht: Er muss Karriere machen.

 

11 Weibliche Führungskräfte - ob im Middle Management oder im Topmanagement - stellen durch ihre Motivation und ihre Leistungsfähigkeit alltäglich unter Beweis, dass sie nicht weniger kompetent sind als Männer - in sozialen Angelegenheiten schon einmal gar nicht.

 


A Für Unternehmen, die wirklich daran interessiert sind, mehr Frauen in die Führungsebenen zu bringen, hat Sonja Bischoff einen Tipp: "Gleichbehandlung von Frauen und Männern nicht nur predigen, sondern im Arbeitsalltag leben." Insbesondere meint die Hamburger Wirtschaftswissenschaftlerin damit, endlich doch das Einkommensniveau der Frauen auf das der Männer anzuheben: Denn noch immer ist es schlechter Brauch, Frauen in gleichen Positionen wie Männer geringer zu bezahlen.

BIhre Studien belegen ganz klar: Sogar dann, wenn Frauen eine Kapitalbeteiligung an einem Unternehmen haben oder familiäre Bindungen an ein Unternehmen, ist es nur für 19 Prozent der Frauen selbstverständlich, dieses Unternehmen zu führen. Bei Männern liegt der Anteil bei 60 Prozent. Ein Haltungsunterschied, der die unterschiedlichen Denkwelten von Männern und Frauen belegt.

C Der weibliche Anteil der Führungskräfte kletterte von 4,6 Prozent im Jahr 1986 auf fünf Prozent in 1991 und lag 1997 bei stolzen 15 Prozent. Ganz besonders rasant erhöhte sich die Zahl der weiblichen Führungskräfte im Mittelstand: Dort betrug ihr Anteil im Middle Management bereits 1996 16,2 und im Topmanagement 8,1 Prozent. Von einer Gleichverteilung der Führungspositionen zwischen den Geschlechtern kann freilich noch nicht gesprochen werden.

D Frauen entscheiden sich bei der Auswahl ihre Studienfaches noch häufig eher nach Neigung als mit Blick auf den späteren Job. Jeder erfolgsorientierten jungen Frau ist deshalb zu empfehlen, sich für ein Studienfach zu immatrikulieren, das im Berufsleben Aufstiegsmöglichkeiten verspricht.

E Das eigene Selbstverständnis und das Studienfach können die Frauen wissentlich beeinflussen. Wichtig ist, sich selbst berufliche Ziele zu setzen und dann ganz klar den Weg entlangzumarschieren, der angepeilt wurde. Kompetente Frauen, die die Karriere fest im Blick haben, kommen auch an das Ziel, das sie sich gesteckt haben. Auch das belegt die Studie von Sonja Bischoff ganz klar.

F Sie kann ihre Aussage mit Fakten belegen. Die Unternehmen wählen nämlich ihre Führungsnachwuchskräfte zu 80 Prozent aus Absolventen folgender Studiengänge aus: Wirtschaftswissenschaften (30), Ingenieurwissenschaften (25) sowie den Naturwissenschaften und der Informatik (25 Prozent). Doch genau in diesen Disziplinen sind die Frauen nur mit rund 25 Prozent vertreten, 75 Prozent der diplomierten Abgänger aus diesen Fächern sind Männer.


Erscheinungsdatum: 03. 06. 2000