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Oft
fehlt es Frauen an einer Hausmacht
Ulrike Detmers, Professorin für Betriebswirtschaft, über
Bündnisse Gleichgesinnter und den beruflichen Aufstieg
Bei dem Berliner
Frauenkongress "World Women Work", der am Dienstag zu
Ende gegangen ist, haben Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen
und Politikerinnen die Bedeutung von Bündnissen mit Gleichgesinnten
für den beruflichen Aufstieg von Frauen betont. Darüber
sprach FR-Redakteurin Monika Kappus in Berlin mit Ulrike Detmers,
Professorin für Betriebswirtschaft und Beirätin des interdisziplinären
Frauenforschungszentrums in Bielefeld. Die 45-Jährige ist auch
als mittelständische Unternehmerin tätig.
FR: Wie wichtig
war Mentoring, die gezielte Förderung durch erfahrene Kolleginnen,
für Ihren Werdegang?
Ulrike Detmers:
Extrem wichtig. Ich bin von einem Mann gefördert worden, weil
es in meinem Bereich noch keine Frauen in wichtigen Positionen gab.
Der Mentor half mir, meine Laufbahn effizient zu planen und Fehler
zu vermeiden.
Können
Sie Männer als Mentoren für Frauen empfehlen? Ich würde
das nicht am Geschlecht festmachen, sondern an der Persönlichkeit.
Wichtig ist die soziale Kompetenz und der Einfluss im Betrieb. Eine
männliche oder weibliche Führungskraft kann es als eigenen
Erfolg verbuchen, wenn es gelingt, qualifizierte Frauen zu befördern.
Möglicherweise ist eine Managerin eher befähigt, strukturelle
Hemmnisse auf dem Weg nach oben zu erkennen und erprobte Mechanismen
weiterzugeben.
Sie mischen
auch an der Spitze des Unternehmerinnenverbandes mit. Warum sind
Netzwerke gerade für Frauen so bedeutsam?
Für Männer
sind sie es auch, doch haben diese ihre Strukturen über Jahrhunderte
aufgebaut. Die männliche Strippenzieher-Kultur ist uralt. Frauen
müssen hier viel aufholen. Sie dürfen gerade mal seit
100 Jahren studieren und haben damit erst relativ kurz Zugang zur
Grundlage moderner Elitenbildung.
Aber immerhin
schließen inzwischen fast ebenso viele Frauen wie Männer
ihr Studium ab, erst beim weiteren Aufstieg hakt es.
Patriarchalisches
Denken behindert in Deutschland noch immer, dass Frauen als erste
Wahl wahrgenommen werden und kein Notnagel sind. Unternehmerisch
betrachtet ist es unsinnig, die Leistungsfähigkeit von Frauen
nicht zu nutzen. Allerdings blockiert ein lückenhaftes Angebot
an Ganztagsbetreuung für Kinder den ökonomisch wünschenswerten
Aufstieg von Frauen. Die Stadt Zürich hat in einer Studie belegt,
dass der volkswirtschaftliche Nutzen einer umfassenden Kinderbetreuung
die Kosten bei weitem übersteigt. Unter anderem weil das Familieneinkommen
steigt und damit die Kaufkraft. Auch wird mehr in die Sozialversicherung
eingezahlt, und Frauen bauen sich eine eigene Altersversicherung
auf. Gut ausgebildete Frauen an den Herd zu schicken verringert
die Leistungsfähigkeit einer gesamten Gesellschaft und damit
deren internationale Wettbewerbskraft.
Mit dieser Erkenntnis
argumentieren Frauen schon länger. Der Erfolg ist bescheiden.
Die Verknappung
an Fach- und Führungskräften macht es unumgänglich,
weibliche Kompetenzen zu nutzen - zum Vorteil eines ganzen Unternehmens.
Das setzt voraus, dass Vorgesetzte eine liberalere Einstellung gegenüber
Vätern haben, die ihre Arbeitszeit zu Gunsten der Familienarbeit
reduzieren wollen. Chefs sollten erkennen, dass verminderte Verfügbarkeit
am Arbeitsplatz nicht gleichbedeutend ist mit geringerer Produktivität.
Nicht zuletzt ist es nötig, dass Männer ihre Chance darin
sehen, Macht mit Frauen zu teilen.
Frauen sind
also unschuldig, wenn sie es nur in die zweite Liga schaffen?
Nein. Sie sind
immer noch unfähig zur Koalitionsbildung, weil Rivalität
um die Gunst des mächtigen Mannes tief verwurzelt ist. Es fehlt
ihnen an entscheidenden Stellen oft an einer Hausmacht, die sie
nach oben trägt.
Frankfurter
Rundschau 2002
27.02.2002
1)
Wie äußert sich Ulrike Detmers zum Mentoring?
2) Was
hält sie von Netzwerken?
3) Warum
gibt es weniger Frauen als Männer als Führungskräfte?
4)
Was wäre der Vorteil von Frauen als Führungskräften?